13.2.09

kraftlos

es kostet viel kraft obdachlos zu sein. viele sehen es gar nicht so.. sie sehen ein obdachloser auf der strasse und glauben, er haette keine sorgen.. er hat ja kein miete, versicherung, oder sonstige schulden monatlich abzuhacken. er hat kein termin drueck oder familien mitglieder die was von ihm wollen.

aber sie wusste es besser. sie sah nicht so aus, und der kollege der neben ihr ging konnte gar nicht ahnen wie nah es ihr ging als er den fuss von ein schlaffender obdachloser bei seite schob und "penner" murmelte. am liebsten waere sie weggerannt. aber sie hatte gelernt sich ruehig zu verhalten, bloss nicht aufzufallen, immer zu laecheln. also laechelte sie ihm wieder an und sagte kleinlaut "lass uns ein paar schritte weiter gehen." als der erste buss kamm und er einstieg sagte sie "meine kommt gleich" und blieb stehen, offentsichtlich auf die uhr schauend. jeden abend nach der arbeit gab es diesen moment, den moment wo sie beten muss, dass der erste bus oder bahn schon der von ihr gegenueber sein wuerde, damit sie unauffaellig stehen bleiben konnte. jeden abend den angst, dass jemand fragt auf welcher linie sie warten muss, oder sogar mitwarten mochte. nur wenig schritte von der haltestelle war den frauenhaus in dem sie untergekommen ist. aber wenn dass jemand merkt? sie winkte als der bus- und der kollege- davon fuhr.

schnell wandete sie sich um und lief in den mcdonalds am eck rein, oben in der erste etage bei den toiletten zog sie sich wieder um. den gut erhaltene alte bluse und schicke hose ersetzte sie durch zerissene jeans und verwaschene kaputzenpulli. die stockel schuhe gegen ihre alte stiefel zu tauschen war fuer sie immer noch den highlight des tages- endlich wieder schmerzfrei laufen! die gute klamotten worden sorgfaeltig zusammengerollt und in eine plastik tuete gepackt und in ihr bundeswehr ruecksack versteckt. die putzfrau hilfte ihr den geheimniss zu vertecken und erlaubte sie den ruecksack dort im schrank zu lassen- gegen 2e am tag.

als sie wieder raus kamm sassen noch ein paar leute auf den lufter.. in den kaelteren zeiten war dies der einzige stelle wo es halbwegs ertraeglich war zu betteln. sie sass sich dazu und fragte nach dem neusten. "da ist grad eine hier vorbei gegangen.. sah echt aus wie du.. aber spiessig." oh ha.. "na, dass haett ich gern gesehen. gib's heut was zu fressen?" mani fummelte ne zeitlang in seine tasche rum und holte dann ne plastic dose auf. "ja.. es gab suppe wieder. hab was fuer dich geholt. ist aber kalt." sie nahm es gern an, kalt oder nicht.. sie hatte noch nichts gegessen an dem tag. "hasta tabak?" leider konnte sie nicht dienen, sie hatte selber nur noch kruemmel.

sie hatte noch eine stunde bis sie ins heim zurueck koenntest. ihr war kalt und sie konnte noch so ein portion suppe vertragen, diesmal gern warm. aber da war nichts zu machen, und in diese klamotten konnte sie nicht einfach in einen laden gehen zum aufwaermen. sie drueckte sich naeher an mani ran und zog den kaputze ueber den kopf. vielleicht kommt noch wer mit kaffee, hoffte sie.

so lief es jeden tag ab.. morgens um 7 muesste sie raus und abends um 20uhr duerfte sie erst wieder kommen. so ging es seit knapp ein halbes jahr. immerhin war es besser als davor.. als sie noch hier auf den lufter geschlaffen hatte.

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